Dankbar
für Einheit in Vielfalt
feiern

Mein Weg aus dem Pott
über die Dörspe in Wiedenest
an die Elbe:
Hamburg, meine Perle.

Oh, von Buer-Erle zur Perle,
das Wortspiel entdecke ich erst jetzt

und ohne die Wende
hätte ich meinen Weg so nicht fortgesetzt:

Von der Elbe in Hauptstadtnähe,
fürs Leben weiterlernen in Elstal -
und von dort in die Uckermark.
Wieder eine Perle: Templin.

Hier lernte ich weiter - mich kennen,
entdeckte die Wessi-Frau in mir und
besuchten wir gemeinsam die Masuren.
Geschichten und Glauben vereinten uns.

Ob in Ost und West, wir hatten gemeinsame Geschichte,
gemeinsamen Glauben, und lebten doch in fremden Welten.
Wir sprachen eine Sprache
und mussten lernen uns zu verstehen -
lieben lernen.

zurück an die Elbe, von der Perle
zurück zur Perle - diesmal Altona.

Mit dem Mann aus Westberlin
dann nach Wüstenjerichow
und wieder an die Elbe -
diesmal Sachsen-Anhalt.

Gemeinsamer Halt in
Schönebeck und Friedensau
in Stürmen und an Sonnentagen:
Weiterlernen fürs Leben

Angekommen in "Mitteldeutschland":
mdr und EKM zeugen davon.

Hier wo Elbe und A 2 sich kreuzen
lebe ich im Landesverband meiner Kirche,
NOSA (Niedersachsen-Ostwestfalen-Sachsen-Anhalt),
und fahre vom Osten in den Ostkreis.
Verstehen kann und will ich das nicht.

Drum höre ich nicht auf zu fragen.
Wird mir viel erklärt, was so geworden ist,
doch Leben heißt Veränderung,
Loslassen, Erneuern. Täglich.

Darum höre ich nicht auf zu fragen
will weiterlernen
will leben
will feiern
und gestalten:
Vielfalt in Einheit - Einheit in Vielfalt.

Heute bin auch ich nicht die, die ich gestern war.

Ja, ich bleibe das Kind aus dem Pott.
Man hört es mir nicht wirklich an,
auch wenn ich Gelsenkirchen richtig sagen kann,
und weiß wie Currywurst schmeckt,
auch wenn ich heute nur vegan esse.

Ich werde gefragt ob ich aus Hamburg komme
und woher mein griechischer Name stammt,
den ich selbst eher dem slawischen Wortstamm zuordne.
So habe ich doch von meinem Vater und im Russisch-Unterricht
im tiefen Westen gelernt, was "Falke" heißt.
Und auch der Duden verweist bei "Sokolist" auf die Herkunft ins "slawisch-neulateinische", was immer letzteres ist.

Schon mein Großvater ist im Pott geboren - "auf Schalke",
im 19. Jahrhundert, noch bevor Schalke zu Gelsenkirchen gehörte, lange vor den Kriegen und der Flucht aus der "Heimat".
Und doch erinnerte der Wegweiser im Kreisverkehr Gelsenkirchen bis heute nach Allenstein und Masuren, wo wir unsere Wurzeln haben. Ein Wegweiser der an Geschichte erinnert, an Weltkriege, Trennung und Verlust.

Unterschiedliche Geschichten:
Die Familiengeschichte meiner Mutter verlief anders als die meines Vaters - soviel gemeinsam, und doch so anders.
Beide Jahrgang 1930 erlebten den Krieg.
Kinderlandverschickung.
Raus aus dem Ruhrgebiet.
Als Teenies dort Neuanfang.
Im Wandel der Zeit.
Gestalten.
Prägen.
Weitergeben:

Leben
Verantwortung
Glauben
Denken und Fragen

Im Schmelztiegel einen Blick für die Weite
Ein Bewußtsein für Geschichte
Mut nach vorne zu sehen
Neue Schritte zu gehen
Aufeinander zu
Vorurteilsfrei
annehmend
fördernd:
das Leben im friedlichen Miteinander

Mitten in Deutschland:

schon oft habe ich in Marienborn auf der A2 Zwischenhalt gemacht
um den Bagel zu genießen und
der Geschichte zu gedenken -

Fürbitte halten
Innehalten
Anhalten.

Gehe ich die Elbe entlang,
denke ich an das Leben das so unterschiedlich ist -
am Ursprung und am Ende
und werde erinnert,
dass die Elbe sich hier in Schönebeck ihren Weg gesucht hat -
das alte Flussbett verlassen,
um neu den Weg zu finden

Leben entfaltet sich
Leben gestaltet sich
verändert und erneuert

darauf hoffe ich
auch heute
neu

und gehe dankbar,
singend, betend,

denn Leben ist mir geschenkt
um heute
zu erinnern
zu feiern
und nach vorne zu gehen

dankbar für das was war
hoffend für das was kommt:

Leben.